Kreisheimatstube Stoffenried feiert ihr 40-jähriges Bestehen mit altem Handwerk, Gesang und vielen Einblicken in die Zeit des 19. Jahrhunderts

16. Oktober 2024

Die Seife wird mit einer Raspel zerkleinert, bevor sie in den Waschkessel kommt. Und das Wasser muss erst in einem großen Bottich erhitzt werden, ehe die weiße Wäsche darin eingeweicht werden kann. Wäschewaschen war im 19. Jahrhundert harte Handarbeit. In der Kreisheimatstube in Stoffenried konnten sich die Besucherinnen und Besucher ein Bild davon machen, wie mühsam diese Arbeit einmal war. Und während ein Teil der Wäsche bereits zum Trocknen auf der alten Wäscheleine hängt, werden andere Wäschestücke gerade auf einem Waschbrett geschrubbt. Genau wie vor über 100 Jahren. Seit 40 Jahren gibt es die Kreisheimatstube Stoffenried und liefert seitdem Einblicke wie diese – in das Leben vor mehr als 100 Jahren in Bayerisch-Schwaben. Dieser runde Geburtstag wurde im Oktober ausgiebig gefeiert. Die Besucherinnen und Besucher erfuhren nicht nur, wie früher Wäsche gewaschen wurde, sondern konnten auch Korbflechtern über die Schulter schauen, die Arbeit eines Drechslers bewundern oder einen Blick in die gute Stube werfen. Für Kinder gab es historische Spielmöglichkeiten und Musikanten unterhielten mit alten Volksliedern.

Ein Blick in das Freilichtmuseum lohnt sich. Seit ihrer Eröffnung im Oktober 1984 hat sich die Kreisheimatstube Stoffenried zu einem wichtigen Ort der Heimat- und Brauchtumspflege in der Region entwickelt. Durch die Initiative des damaligen Landrats und Bezirkstagspräsidenten Dr. Georg Simnacher konnten bedeutende Gebäude wie die Sölde aus Oberwiesenbach und das ehemalige Pfründhäusle aus Hohenraunau versetzt und erhalten werden.

In der Sölde, einem ehemaligen Nebenerwerbsbauernhof aus dem Jahr 1880, können vollständig eingerichtete Stuben und Kammern besichtigt werden, auch ein Blick in den angrenzenden Stall und Stadel mit seinen landwirtschaftlichen Geräten lohnt sich und zeigt, wie die Menschen im 19. Jahrhundert in Bayerisch-Schwaben gelebt haben. Im 1798 erbauten Pfründhäusle befindet sich eine kleine Schusterwerkstatt und eine winzige Seilerwerkstatt. Seit 1991 steht auch die Langenhaslacher Seilbahn im Garten der Heimatstube. Zur Kreisheimatstube gehört auch ein kleines Bauernhaus aus dem Jahr 1910. „Beim Neher-Bader“ wurde im ehemaligen Kuhstall eine kleine historische Hausbrauerei eingerichtet.

„Seit 40 Jahren macht die Kreisheimatstube Stoffenried unsere regionale Geschichte lebendig. Sie ist ein historischer Schatz für alle, die unsere Heimat und unsere Traditionen erleben wollen“, sagt Landrat Hans Reichhart.

Zum 40-jährigen Jubiläum wurde die Kreisheimatstube mit Leben gefüllt. Es gab verschiedene Vorführungen – vom Schmieden über Schnitzen und Korbflechten bis hin zum Schreinerhandwerk. Kreisheimatpflegerin Barbara Mettenleiter-Strobel, die sich maßgeblich um die Kreisheimatstube kümmert, hatte mit ihrem Team ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Unterstützt wurde sie dabei von der Trachtenkulturberatung, dem Volksmusikarchiv, der Volksmusikberatung, dem Schützenverein „Fortuna“ Hochwang und verschiedenen Musikgruppen. Wie das Leben vor 100 Jahren aussah, zeigten die Handarbeitsgruppe der Kreisheimatstube und die Freunde der Kreisheimatstube, komplettiert wurde die Veranstaltung von einer Gruppe von Living-History-Darstellern, die nach Originalrezepten von 1900 im Bauernhaus kochten und den Alltag der damaligen Bevölkerung darstellten.

Die Kreisheimatstube ist in der Regel jeden 2. und 4. Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Im ehemaligen Stall sowie auf dem gesamten Museumsgelände finden außerdem jahreszeitlich wechselnde Vorführungen und Veranstaltungen statt. Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website des Landkreises Günzburg unter Kreisheimatstube.